Tinnitus

Definition: man versteht unter Tinnitus eine subjektive akustische
  Wahrnehmung eines Tones oder Geräusches ohne äußere
Schallapplikation (Ausnahme- Tinnitus nach Lärmtrauma);
Tinnitus ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom
einer Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn mit individuell
geprägter emotionaler Reaktion.


Man unterscheidet in objektiven und subjektiven Tinnitus.
Der objektive Tinnitus ist ein Geräusch, das der Patient oft als pulsähnliches
empfindet und welches tatsächlich aufgrund einer nachweisbaren krankhaften
Veränderung- meistens im Blutgefäßsystem - entsteht.
Manchmal kann dieses Geräusch auch von einer anderen Person gehört werden.
Der objektive Tinnitus ist aber nicht das, was die meisten Patienten quält.
Die Angaben zur Häufigkeit des Tinnitus in Deutschland reichen von 3-13 Millionen.
Von 1999 stammt eine ernstzunehmende epidemiologische Studie von Pilgramm u. Mitarb.
Durch eine repräsentative Umfrage fanden sie heraus, dass bei 2,7 Mio. über 10- jährigen
ein chronischer Tinnitus vorliegt, der also mindestens 1 Monat bestand. Bei 1,5 Mio. von den 2,7 Mio.
war der Tinnitus als chronisch dekompensiert einzuordnen.
Der Tinnitus, der in den meisten Fällen die Patienten zum Arzt führt, ist ein subjektiver Tinnitus.
Er wird nur von einem selbst gehört.
Es kann ein Pfeifen, Brummen, Summen, Knacken oder sonstige Geräuschempfindung sein.
Insbesondere stört er, wenn es ruhig ist.
Am Tag sind die Umgebungsgeräusche oft lauter, man ist abgelenkt und nimmt
den Tinnitus deshalb nicht so störend wahr. Er kann akut auftreten
ohne erkennbare Ursache und wieder verschwinden.
Er kann aber auch bleiben. Einen Tinnitus, der 3 Monate besteht, nennt man chronischen Tinnitus.
Er ist abhängig vom körperlichen und psychischen Zustand, von chronischen Erkrankungen,
von der Fähigkeit, körperliche Veränderungen wahrzunehmen und zu verarbeiten.
Das macht die Therapie so schwierig. Was bei dem einen hilft, muss bei dem anderen nicht auch helfen.
Hinzu kommen unregelmäßiges Essen, ungesunde Ernährung, fehlende Ruhe,
wenig oder keine Freude, der allgemeine Umgebungslärm, die Unruhe und Hektik, das Gefühl, gejagd zu werden.
Die Ungewissheit über den Tinnitus macht ihn so unheimlich für uns.
Wir bauen negative Empfindungen und Ängste auf, die wiederum zu Spannungen
in unserem Körper führen und eine Verschlimmerung dieses Symptoms verursachen.
Wir verlangen medizinische Hilfe. Am besten ein Medikament und alles ist sofort weg!
Wenn der eine Arzt nicht helfen kann, geht man zum nächsten. Aber haben Sie sich schon einmal gefragt,
ob Sie nicht selbst mit schuld sind an Ihrem Ohrgeräusch? Was muten wir unserem Körper nicht alles zu?
Zugegeben, der chronische Tinnitus ist ein sehr schwieriges Symptom.
Es erfordert medizinische Abklärung und Einordnung, den Ausschluss organischer
oder behandelbarer funktioneller Ursachen, und es verlangt das Gespräch mit dem Patienten.
Medikamentös ist bei dem chronischen Tinnitus nur sehr selten eine Verbesserung möglich.
Beim subjektiven chronischen Tinnitus ist das Ziel der Behandlung, die zentrale Verarbeitung
in unserem Gehirn zu verändern. Mit verschiedenen Methoden eine
Gewöhnung an diesen Tinnitus zu erreichen.
Diese Behandlung nennt man Tinnitus - Retraining.
Der Tinnituspatient soll dabei das Hören seines subjektiven Tinnitus gewollt verlernen.
Um dies zu erreichen, ist die Zusammenarbeit von Arzt, Patient und Psychologen erforderlich.
Unterstützt wird diese Arbeit gerätetechnisch durch den Hörgeräteakustiker.
Förderlich sind zusätzlich Entspannungsmaßnahmen, Umstellung der Lebensweise,
Stressreduktion, Umstellung der Ernährung, Behandlung von Risikofaktoren insbesondere Hypertonus.
Die gewollte Mitarbeit des Patienten ist dabei unerlässlich.
Die Vermittlung der grundsätzlichen Harmlosigkeit des Tinnitus durch den Behandler
- Arzt oder Psychologen- und die gemeinsame Erarbeitung einer Bewältigungsstrategie
sind Grundlagen für eine erfolgreiche Therapie.
Der Patient soll sich nicht auf sein Ohrgeräusch konzentrieren,
sondern wieder offen werden für seine Umwelt.

Tinnitusdiagnostik

Klinische Untersuchung durch den HNO Arzt
Ohrmikroskopie; HNO Spiegelbefund; endoskopische
Untersuchung

Audiometrie
Tonaudiogramm, Tympanometrie und Stapediusreflexmessung;
Otoakustische Emissionen-OAE; akustisch evozierte Potentiale
BERA; ggf. Sprachaudiogramm; Tinnitusfrequenzbestimmung

Weiterführende interdisziplinäre Diagnostik:
Dopplersonografie der zuführenden Hirngefäße

Funktionsdiagnostik der Wirbelsäule insbesondere der
Halswirbelsäule

Röntgenologische Diagnostik ( CT ; MRT)

Funktionsdiagnostik des Kiefergelenkes

Herz-Kreislauf-Diagnostik

Labordiagnostik (Blutfette; Harnsäure; Homocystein; Chlamydia
pneumon.; Borrelieninfektion)

Neurologisch/psychologische Diagnostik

Ausschluss eines Schlafapnoesyndroms bei klinischem Hinweis

Abklärung tinnitusverursachender Medikamente

Abklärung Lärmbelastung

Abklärung endogener und exogener Stressoren



Tinnitustherapie

Akuter subjektiver Tinnitus und / oder Hörsturz

Ambulante oder stationäre medikamentöse Therapie

Aufklärende Gespräche mit dem Patienten

Physiotherapie

H.E.L.P.- Apherese ( selektive Entfernung von Fibrinogen, LDL Cholesterin
                und Lipoprotein a aus dem Blut - dadurch Verbesserung von
                Blutfließeigenschaft und Gefäßregulation)

Quellgastherapie ( CO2 Gas-Insufflation)

Sauerstofftherapie (z.B. hyperbare Sauerstofftherapie; intravenöse Sauerstofftherapie)

Akupunktur ( Ohrakupunktur; Dauernadeln)

Mikronährstofftherapie ( Vitamine und Mineralien, Antioxidantien)

HyperphotonTherapie (Verbesserung der Energieproduktion in der Zelle)

Veränderung ungünstiger Lebens - und Ernährungsgewohnheiten

Bewegungstherapie ( Sport; Qi Gong)

Stressanalyse und mögliche Veränderungen

Erlernen von Entspannungstechniken

Chronischer subjektiver dekompensierter Tinnitus

Medikamente weniger erfolgreich, aber noch möglich ( Versuch für 3 Monate)

Behandlung ambulant aber auch als Kurmaßnahme möglich

Sonst Behandlungen wie bei akutem Tinnitus

Zusätzlich:
Psychotherapie

Tinnitus-Retraining-Therapie ( Arzt- Patient- Psychotherapeut-
                              Akustiker - gerätetechnische Versorgung)

Behandlung von Risikofaktoren ( Hypertonus; Hypercholesterinämie;
                   Schlafapnoe; Kiefergelenk - und Wirbelsäulenveränderungen